Am Sonntag sind meine Frau und ich 23 Jahre verheiratet und 25 Jahre zusammen. Ein Vierteljahrhundert Partnerschaft, Höhen und Tiefen und zwei erwachsene Jungs. Ist es in der heutigen Zeit noch möglich so lange zusammen zu sein, ohne dass sich der eine oder andere für den Partner verbiegt? Wir sind der Meinung JA, auch wenn die aktuelle Scheidungs-Statistik eine andere Sprache spricht.
2019 liessen sich in der Schweiz rund 17'000 Paare scheiden. Davon sind doppelt so viele reine Schweizerpaare wie gemischte Paare. Und es sind gemäss der Statistik vom Bund auch meistens Paare, die mehr als 15 bis 20 Jahre verheiratet sind. Die Statistik bestätigt uns, was wir auch selber erlebt haben. Vor Jahren hatten wir diese Differenzen, wo wir an diesen Punkt gekommen sind und gedacht haben: macht das mit uns noch Sinn oder sogar: JETZT IST GENUG - wir trennen uns!
Dieser Punkt ist sehr entscheidend! Denn jetzt entscheidet man sich für die wahre Liebe zu sich selbst oder Teil der Scheidungs-Statistik zu sein. Unserer Meinung nach ist dann genau der richtige Zeitpunkt für ein Paar hinzuschauen. Was treibt mich zum Wahnsinn? Ist es wirklich der Partner/die Partnerin oder ist es der Punkt, an dem wir gemeinsam stehen? Gedanken der Männer in unserer Praxis sind: Ich fühle mich seit Jahren nur noch als Geldgeber. Meine wahren Träume verwirklichen sich nicht, ich muss immer zurückstecken, usw. Die Frau, unermüdliche Mutter und Ehefrau, schmeisst den Haushalt, schaut für die Kinder, organisiert den Alltag und fährt die Kinder zum Unterricht. Ausgelaugt seit der Geburt, weil der Alltag und das Unterhalten der Kinder, allenfalls sogar noch mit Arbeiten nebenbei, alles vom Körper abverlangt. Und beide fühlen sich vernachlässigt, nicht gehört, nicht verstanden, abgespannt, gereizt, vielleicht ärgerlich, allenfalls sogar verzweifelt.
Was bräuchte es jetzt um sich wieder aktiv, begeistert, ausgeglichen, befreit, belebt, berührt, beschwingt, energievoll, freudig, fröhlich, erleichtert, hoffnungsvoll, lebendig, leicht, liebevoll, neugierig, optimistisch, sorglos, strahlend, unbekümmert, unbeschwert, zufrieden, glücklich und dankbar zu fühlen? Meistens nur ein Gespräch, bei denen sich beide WIRKLICH hören und sich gehört fühlen oder verstanden. Dieser Moment ist in unseren Beratungen für uns der Höhepunkt. Der Höhepunkt, den wir ebenfalls selber erleben durften. An diesem vermeintlichen Punkt vor Jahren wo wir begonnen haben uns wirklich zuzuhören, zu verstehen und zu erkennen, wie es dem anderen WIRKLICH geht, was er WIRKLICH empfindet, welche Ängste ihn plagen, welche Gedanken täglich kreisen, usw.
Uns ist noch heute bewusst wie es damals war. Wir waren völlig gefangen in dem Gedanken, dass es aus dieser Situation keinen Ausweg gibt. Doch ein Coaching und viele nachfolgenden Gespräche liessen die Verhärtungen und die Narben nach und nach weicher werden und unser Herz öffnen. Es war keine einfache Zeit, denn an sich arbeiten kostet Energie und Geduld. Aber was daraus entstehen kann, lässt sich nicht mit Worten beschreiben. Wenn man eine Beziehung auf Augenhöhe führen, zu seinen Schwächen stehen und an ihnen wachsen kann und sich gegenseitig getragen fühlt, dann kann Harmonie und Verbindung wieder entstehen und die wahre Liebe gedeihen.
Wir sind fest davon überzeugt, dass die meisten Paare die in der Scheidungs-Statistik auftauchen, nicht die Gelegenheit hatten, sich wirklich zu hören und zu verstehen. Denn wenn man sich als Mensch wirklich öffnet, sich verletzlich zeigt, dann ist dies die Möglichkeit, diesen Menschen mit seinen Bedürfnissen wirklich zu erkennen. Und wie hört, erkennt und versteht man sich denn richtig? Am einfachsten gelingt das in einer geführten Gesprächsrunde. Für viele tönt das jetzt nicht gerade toll. Die Gefühle und Ängste vor einer fremden Person preisgeben. Doch in den meisten Fällen ist genau das der erste Schritt in eine neue, offene, aufmerksame und befreite Kommunikation auf Augenhöhe. Denn schauen Sie kurz in ihre Beziehung. Was passiert, wenn man sich gegenseitig in einem Streit hochschaukelt? Anstatt ruhig bleiben, zuhören was der andere sagt, wie es ihm geht, ihn verstehen wollen, wie es ihm in gewissen Situationen ergangen ist, was er gefühlt hat, wird man laut und macht sich gegenseitig Vorwürfe. Es geht so lange, bis es einem von beiden zu bunt wird und er davonläuft.
Daher, packen Sie Ihre Chance, bevor Sie Teil der Statistik sind. Hören Sie sich zu und lernen Sie sich wirklich kennen - kommen Sie auf die andere Seite der Scheidungs-Statistik.
Alles Liebe
Tomi Schärer
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